Unternehmen Nordrhein-Crossmeisterschaft

Ein Bericht von Manfred Schoss zu seiner Teilnahme an den Nordrhein-Crossmeisterschaft 2012

Auf dem Neujahrsempfang unserer Laufgemeinschaft am 20. Jan 2012 wurde auch das Heft Laufen 2012 verteilt.
In diesem Heft sind alle Läufe der Vereine ausgeschrieben, die Mitglied im Leichtathletik-
Verband Nordrhein sind.
Und als ich zu Hause in dem Heft blätterte, um mir verschiedene Laufausschreibung anzusehen, stoße ich auf Seite 15 auf den Senioren-Meisterschafts-Kalender 2012. Für den 29. Januar ist die Nordrhein Crossmeisterschaft in Troisdorf-Spich ausgeschrieben.
Eine Woche vorher war ich gerade den Straberger Cross gelaufen und da ich dort am Matschlaufen Spaß gefunden hatte, dachte ich mir, schau einmal im Internet nach, was ich machen muss, um an dieser Crossmeisterschaft teilzunehmen.
Ich also auf die web-Seite des LVNordrhein um mich zu informieren und tatsächlich finde ich die Ausschreibung. Leider war Meldeschluss der 16. Januar.
Der Meldeschluss war ja nun vorbei! Was tun, um noch an dem Lauf teilzunehmen?
Ich rief in der Geschäftsstelle des Landesverbandes in Duisburg an, erklärte mein Anliegen und erhielt die Auskunft, dass ich am Starttage noch nachmelden kann. Ich sollte mir aber die Meisterschaftsausschreibung 2012 –Allgemeine Bestimmungen- durchlesen.
In dieser Bestimmung war die Rede von der Durchführung nach internationalen Wettkampfregeln, Qualifikationsleistungen, Dopingkontrolle und vieles mehr. Als ich Meisterschafts-Ausschreibung bei einem Glas Wein durchgelesen hatte, verließ mich der Mut.
Hatte ich die Qualifikationsleistungen vorzuweisen? War ich so gut, dass ich teilnehmen kann? Komme ich überhaupt ins Ziel? Wer sind deine Gegner? Wie sieht die Strecke aus?
Nach dem zweiten Glas Wein ging es mir aber schon besser!
WARUM NICHT WAGEN? Was hatte ich zu verlieren?
Am nächsten Tag ging ich wieder ins Internet. Ich fand auch die Voranmelderliste.
Insgesamt 61 Starter in dem Lauf Senioren M 50 bis M75, vier Läufer in meiner Altersklasse M70. In der Bestenliste des Nordrheins suchte ich mir ihre Laufzeiten über 10 Kilometer raus. Wenn ich deren Laufzeiten mit meiner Bestzeit verglich, waren die Stars schon geduscht, wenn ich ins Ziel kam. Aber der Lauf ging ja über 4 Runden, jede Runde 1530 Meter, Höhenunterschied auf der Strecke zwar nur 30 Meter, aber die könnten es in sich haben.
Was soll es, einmal wollte ich so ein Ereignis mitmachen, egal wo ich landen sollte!!
Ich reiste an nach Troisdorf-Spich, ging zur Meldestelle, zeigte meinen Läuferpass vor,
und wartete was jetzt kommen sollte. Es wurde ein Meldezettel ausgefüllt, 10 Euro Nachmeldegebühr wurden eingezogen und ich erhielt eine Startnummer und war damit startberechtigt. Auf die Startnummer wurde ein Zettel aufgeklebt mit meiner Altersklasse M 70.
Es war ein verdammt kalter Tag!
Ich zog mich um, lief mich warm und begab mich zum Start.
Da ich bei den Läufern nicht bekannt war, wurde auf meinen Altersklassen-Aufkleber geschaut.
In kürzester Zeit hatte ich fünf und mehr Männer der Altersklassen M 65 bis M 75 um mich stehen, die alle Ihren neuen Konkurrenten beschnüffelten. Die Gespräche drehten sich alle ums Laufen, das war ja klar. Aber bei denen ging es um Ergebnisse und Teilnahme an Deutschen-, Europa- und Weltmeisterschaften, an denen ich nur als Zuschauer hätte teilnehmen können -und gegen die Stars trete ich zur Crossmeisterschaft an.
„Mutig, mutig, Manfred“, sagte ich zu mir.

Fünf, vier, drei, zwei, eins.
Schuss!!
Und los ging das Rennen, meine alte Garde ließ mich einfach stehen und raste los, als wenn ein Wildhase mit der Hand gefangen werden sollte.
In der ersten Kurve schaute ich nach hinten, aber da war keiner mehr – i c h war der letzte.
Dann kam die erste längere Steigung, vor mir keiner mehr, hinter mir keiner mehr, nur gut, dass die Strecke markiert war und auch die Streckenposten passten auf, dass ich mich nicht verlief.
Wo waren bloß all die Läufer geblieben?
Am Wendepunkt der Strecke, ab der Stelle, wo es nur noch abwärts ging, sah ich einen vor mir laufen. Ich holte langsam auf, und nach der Wende zur zweiten Runde hatte ich ihn überholt.
ICH WAR NUR NOCH VORLETZTER!
In der nächsten Runde wieder die Anstiege hoch und dann sah ich wieder einen und je höher es ging, je langsamer wurde er, ich hielt mein Tempo bei und am Wendepunkt hatte ich Ihn eingeholt.
Zwei hinter mir, damit konnte ich leben!
Und so ging es in die dritte Runde.
Meine zwei überholten Kontrahenten sah ich hinter mir nicht mehr und vor mir sah ich auch keinen, ich lief ein einsames Rennen.
In der vierten und letzten Runde wurde es etwas voller um mich, die Spitzenläufer liefen an mir vorbei.
Mit den letzten Kräften keuchte ich die Anstiege hoch, die Beine sagten „ich kann nicht mehr!“ aber der Verstand sagt „ lauf weiter.“
Und so erreichte ich nach 36.15 Minuten das Ziel. Die 6250 Meter waren geschafft!!
Anschließen fand die Siegerehrung statt. Die ersten drei erhielten Medaillen, der vierte
bekam eine Urkunde und dann wurde aufgerufen „der fünfte der Nordrhein-Crossmeister-schaft ist Manfred Schoss von der LLG80 Nordpark Köln!“ Applaus, Hände wurden geschüttelt, die Urkunde wurde mir ausgehändigt und damit war auch für die Männerklasse M 70, die Siegerehrung beendet.
Nachdem ich noch eine Bockwurst gegessen hatte machte ich mich auf den Heimweg.
Ich war mit meinem Ergebnis nicht zufrieden!
„Nur fünfter?“ sagte ich zu mir, aber dann kam die Einsicht „was willst Du, Du bist fünfter vom Verband Nordrhein, der fünft Beste zwischen Kleve, Aachen, Euskirchen und Essen.“
Nach dieser Überlegung ging es mir wieder besser.