Korsika per Rad – eine schöne und besondere Herausforderung!

Erwin Wittenberg ist nicht nur begeisteter Radsportler, der Ehrenvorsitzende der LLG 80 unternimmt schon seit Jahren immer wieder höchst attraktive Radreisen in Europa. Hier sein Bericht zu einer kürzlich beendeten Tour:

Auch in diesem Jahr waren wir wieder mit dem Rad unterwegs: Dieter Paul, Jonny Liebelt und ich aus der LLG 80 sowie die beiden aus dem Rechtsrheinischen Willi Hanspach und Rolf Nürnberger. Erstmals war Heinrich dabei.
Das Wetter auf Korsika war wie es der Wetterbericht vorhersagte: Am Ankunftstag ein Regenschauer, am nächsten Tag, als es in die Berge ging regnete es auf einem Pass von etwa 800 Metern Bindfäden. Es war dort oben kühl. Unter dem Vordach eines verlassenen Restaurants tauschten wir die verschwitzte und durchnässte Kleidung gegen trockene und regendichte Wäsche aus. Der Abstieg konnte beginnen und nach einigen Kilometern standen wir auf einmal vor unserem Quartier.

Bis auf wenige Strecken begleitete uns ab dem nächsten Morgen Sonnenschein, auch wenn der Wind erst noch kühl blieb. In dem kleinen Ort Piedicroce im Landesinnern hielten wir an einer durch deutsche Einheiten im II. Weltkrieg zerstörten Kirche an. „Betreten verboten“ mit dem Hinweis darauf, dass hier noch immer vermintes Gelände sei. Unsere Strecke führte auf kleinen Straßen durch das Landesinnere, kleine Dörfer ohne Bar (der Kaffeedurst einzelner konnte nicht gestillt werden), aber auch ohne Möglichkeit Baguette zu kaufen. Am Morgen waren wir voller Zuversicht, dass man ja überall Baguette kaufen könne, aufgebrochen. Unsere Wasservorräte hatten wir an einer Quelle aufgefüllt. Am Straßenrand liefen die korsischen Schweine ohne Scheu mit ihrem Nachwuchs umher. Einer Ziegenherde mit ihrem Schäfer im Auto vorwegfahrend mussten wir ausweichen. Rindviecher standen am Straßenrand oder dösten wiederkäuend im Schatten der Bäume. Als wir unser Tagesziel Corte erreichten, machten wir zuerst das Hotel fest, fuhren aber ohne Abladen des Gepäcks ins Zentrum um den größten Hunger zu stillen. Keine Frage: es gab auch wieder ein in Frankreich überaus teures Bier.

Der Reiseführer sowie Berichte im Internet empfehlen die Strecke von Corte bis Ajaccio zumindest teilweise mit der Schmalspurbahn zu nehmen. Allerdings war die Dame am Fahrkartenschalter nicht bereit Räder mitnehmen zu lassen. Also auf das Rad! Herrliche Anstiege, schließlich hatten wir den höchsten Punkt unserer Reise erreicht: den Pass „Col den Vizzavona“ (1163 Meter) . Oben war es doch sehr kühl, die Sonne hatte sich hinten den Wolken versteckt. Umkleiden, Verpflegung zu sich nehmen und dann in den Abstieg. Einige Hundert Meter tiefer, an einem Kreisverkehr, versammelten wir uns und berieten die weitere Route. Wir teilten uns auf: während Dieter, Rolf und ich den direkten Weg nach Ajaccio wählten, hatten die anderen Mitfahrer noch nicht genug Kalorien verbrannt und fuhren einen Umweg.

Zum Abendessen trafen wir uns wieder.

Obwohl die nächste Etappe keine so hohen Pässe mehr vorsah, war es doch die Strecke, auf der wir die meisten Höhenmeter zu bewältigen hatten. Entlang der westlichen Küstenstraße ging es gen Norden. An einem kleinen Badestrand, wo sich noch kein Mensch in Wasser wagte, stiegen Jonny und Willi in die Fluten des Mittelmeers. In der Kleinstadt Piana übernachteten wir um am nächsten Morgen in den „Les Calanches“ zu wandern. Die roten Felsen leuchteten in der Abendsonne, aber auch im Tageslicht sind die bizarren Gebilde der Betrachtung wert! Von einer Höhe von fast 900 Metern ruhten wir aus und hatten einen herrlichen Blick auf Berge und Meer.
So blieb nicht mehr viel Zeit zum Radfahren an diesem Tag. Im Hotel am Abend rasten Autos der Ralley Corse über die schmale Küstenstraße bevor Ruhe einkehrte. Der Koch war erkrankt, man bot uns eine Art Aufschnittplatte an. Es gab Schinken und Wurstsorten von Rind und natürlich von den korsischen Schweinen und auch ein wenig Wein gönnten wir uns nach dem Ankunftsbier.

Wir blieben weiter auf der Küstenstraße. Zum Mittagessen, bislang gab es während des Tages meist nur trockenes Baguette, kehrten wir in Galeria, einem kleinen Hafenort mit Badestrand, ein. Mit einem Bayern, der vier Wochen alleine radelte, kamen wir ins Gespräch.
Dieses Mal gab es mehr mutige: auch Dieter und Heinrich stiegen ins Wasser. Während Rolf die Räder bewachte, ging ich dann auch bis zu den Knien einmal ins Wasser. Kurz hinter Galeria gabelt sich die Strecke nach Calvi, unserem Zielort. Die Küstenstraße war wenig befahren, aber offensichtlich auch in schlechterem Zustand. Immer wieder hatten wir herrliche Landschaftsbilder vor Augen, Blick auf die Küste mit ihren zahlreichen kleinen Buchten.

In Calvi wählten wir ein Hotel, das etwas außerhalb des Trubels lag. Am Samstag, vor der Abreise, schlenderten wir erst einmal durch die Zitadelle und die kleinen Gassen der Altstadt. Willi, Heinrich, Jonny und Dieter hatten noch nicht genug von der Landschaft gesehen und stiegen für eine Rundtour auf das Rad. Währenddessen bevorzugten Rolf und ich die Ruhe um ein wenig zu dösen und die Landschaft nicht nur aus dem Fahrradsattel zu erleben.
Der Rückflug verlief unproblematisch. Am Flughafen in Köln/Bonn waren unser Gepäck und die Räder sehr schnell da. Zusammenbauen, Aufladen des Gepäcks. In der Halle empfing uns Ingrid (Willis Frau) mit einem leckeren Kölsch. Das rundete die Erlebnisse und Eindrücke ab!