Der etwas andere Laufbericht, Teil 2

Manfred Schoss ist langjähriges Mitglied der LLG 80 Nordpark Köln. Er schreibt und berichtet über Erlebtes in den letzten beiden Jahren:
Nach seinem Beitrag mit dem Titel “Unglaublich, aber wahr. Teil 1″ vom 4. März 2016 geht es nun weiter:

“Unglaublich, aber wahr. Teil 2

Im Glauben an mein erlangtes Können, meldete ich mich an zur Internationalen Deutschen Meisterschaft der Nordic walker über 21 km. Dieses Rennen fand in Bayern statt und zwar in Roding.
Der Eröffnungsabend war schon ein Erlebnis. Vorstellung der Stars der Nordic Walking Scene, Tanzgruppen, Einmarsch der Fahnenträgerinnen, die die Fahnen der teilnehmenden Nationen trugen. Eine Trachtenkapelle spielte erst die Deutsche Nationalhymne und dann die Bayernhymne und danach gab es noch ein tolles Abendessen. Pia, die mit zu dem Rennen gefahren war, und ich waren von dem Auftakt der Veranstaltung begeistert.

Der Wettkampftag begann mit einer strahlenden Sonne und Temperaturen beim Start um die 30°C. Ich fühlte mich nicht besonders gut, hatte schlecht geschlafen, leichte Kopfschmerzen und Blei in den Beinen.
Dann der Start: Die ersten 30 Meter werden ohne Stockeinsatz gelaufen, um sich zu positionieren. Ich ließ mich auf keinen Rempler ein und war jetzt schon Letzter.
Dann stand da der erste Kampfrichter, „Ähh“, schrie er, „Sie gehen im Passschritt! Ändern Sie dass!“ Ich musste dreimal auf meine Beine gucken, um zu sehen, was er überhaupt meinte. Und dann sah ich es, ich setzte rechtes Bein und rechten Stock gliechzeitig, ich war außer Tritt. Für diesen Schrittfehler bekam ich die erste Verwarnung (Penalty). So langsam setze bei den steigenden Temperaturen mein Denken aus.
Es ging in die 2. Runde, vorbei an der Tribüne, begrüßt wie ein Star: „Da kommt die Nummer 92, einer der ältesten Teilnehmer dieser Veranstaltung“. Nach der nächsten Kurve gab es den 2. Penalty. Mein Vergehen war, dass ich die Stöcke nicht weit genug hinter die senkrechte Körperachse zog.
Plötzlich spürte ich im linken Arm und in der linken Brustseite einen stechenden Schmerz. Ich schleppte mich weiter, aber nichts ging mehr. Ich nahm die Stöcke hoch, verließ aber nicht die Laufbahn und schon war ich disqualifiziert. Ich taumelte mehr als ich ging ins Restaurant-Zelt und versuchte, da wieder zu mir zu kommen. Ich war tatsächlich ein Star! Von 168 Teilnehmer/innen war ich der einzige, der disqualifiziert wurde.

Wieder in Köln, ging ich, da die Schmerzen in Arm und Brustseite nicht nachließen, zu meinem Hausarzt. Der Krankenwagen und Notarzt waren schneller da, als mein Doktor mir erzählen konnte, dass ich möglicherweise einen Herzinfarkt hatte.
Fünf Tage Krankenhaus, Ultraschalluntersuchung, Katheder schieben, Elektroschock und Tabletten schlucken, alles, wie es sich für einen Herzkranken gehörte. Ergebnis: Vorhofflimmern und dadurch Herzrhythmusstörungen. Zwei Monate behandelte mich der Hausarzt und dann kam die Untersuchung beim Kardiologen.
„Was darf ich noch an Sport machen?“ Die Antwort: „Tun Sie das, was Sie möchten, aber nicht übertreiben!“

Ich nahm mein Training wieder auf. Lief kurze Strecken mit und ohne Stöcke. Steigerte langsam meine Streckenlängen, machte dabei viele Pausen, fühlte mich gut und wurde wieder immer besser. Sieben Monate ohne Wettkampf, da fehlt einem was: Die Atmosphäre, die Spannung, der Leistungsvergleich, die Konkurrenz.
Ich habe mich für Nordic walking entschieden und da werde ich auch Ende des Monats zu meinem ersten Wettkampf nach der Krankheit starten.”