Ein Erfahrungsbericht zu einer besonderen laufsportlichen Herasusforderung von unserem Mitglied Matthias Leffers.
„Irgendwann musst du nach Biel!“ So hat schon Werner Sonntag sein Buch über den größten und ältesten 100 km Ultralauf der Welt betitelt.
Aber bevor es nach Biel geht, steht erst einmal eine monatelange Vorbereitung an. In der Woche lief ich mindestens 100 km, um den Lauf vernünftig meistern zu können. „Vernünftig“ hieß für mich, dass ich unter 9 Stunden ins Ziel komme. Aber da wusste ich noch nicht, auf was ich mich einlasse.
Der organisatorische Aufwand war natürlich deutlich höher als bei anderen Läufen. Da der Lauf in der Schweiz stattfindet, muss man mehrere Stunden Fahrt auf sich nehmen. Von anderen Läufern (Rudolf Houben) erfuhr ich frühzeitig, dass ich am besten schon Donnerstags anreise, weil man Freitags ausruhen sollte. Denn, was vielleicht auch noch erwähnenswert ist, der Lauf findet nachts statt.
Erst um 22 Uhr fällt der Startschuss, und wer auf der Strecke nicht einschlafen will, sollte tagsüber wenigstens einige Stunden geschlafen haben.Und dass man die ganze Nacht durchlaufen muss, ist die zweite Herausforderung, die neben der Länge des Laufes nicht zu unterschätzen ist. Hinzu kam die Gewissheit, dass ich noch nie an einem so langen Lauf teilgenommen habe.
Auf dem Weg machen einem vor allem die Höhenmeter zu schaffen. Die zahlreichen
Verpflegungsstände sorgten da aber für etwas Erfrischung, und auch die Stimmung in den Dörfern, durch die wir liefern, trug wesentlich zu unserer Aufmunterung auf dem langen Weg bei.
Schon im Vorfeld wurde mir gesagt, ich solle eine Kopfleuchte mitnehmen, die ich zwar die meiste Zeit nicht brauchen würde, aber gelegentlich eben doch. Vor allem am sogenannten Ho-Chi-Minh-Pfad ist man sehr dankbar für etwas Licht. Denn dieser sehr unebene Pfad erstreckt sich über 10 km und ist stellenweise so schmal, dass man, selbst wenn man wollte, keinen anderen Läufer überholen könnte.
Doch nicht nur durch Dörfer und über schmale Pfade führt einen der Lauf, sondern auch durch Wälder, über Felder und an Weiden vorbei.
Morgens um 5 Uhr ging die Sonne wieder auf. Mittlerweile war ich bei Kilometer 80 angelangt, und lief dem Ziel entgegen. Die letzten 15 Kilometer führten schließlich an einem Kanal vorbei durch einige Dörfer, die noch einmal sehr nett anzusehen waren. Die letzten zwei Kilometer läuft man dann wieder durch Biel, dem Ziel entgegen. Dort erwartete mich dann meine jüngste Tochter Carina, die mir bei einer Zeit von 8 Stunden und 52 Minuten zujubelte, was ich aber kaum noch wahrnahm. Was ich allerdings schnell realisierte, war, dass ich meine vorgenommene Zeit einhalten konnte und damit den 31. Platz in der Gesamtwertung, und den 7. Platz in meiner Altersgruppe belegte. Der schnellste Läufer lief mit 7 Stunden und 4 Minuten allerdings schon einige Zeit vor mir ins Ziel.
Zur Organisation des Laufs bleibt zu sagen, dass man mit Wohnmobil, Wohnwagen, oder Zelt kein Problem hat am Bieler See unterzukommen, wo auch Duschen und WC vorhanden sind. Von dort aus ist man binnen 10 Minuten zu Fuß im Start- bzw. Zielbereich. Dort bekommt man in der Kongresshalle seine Startunterlagen. Nahe dem Ziel finden sich schließlich die Duschen für die Läufer, und ein Massageangebot für die Läufer, das auch ich genutzt habe.
Gut zu wissen ist aber auch, dass die Schweiz sehr teuer ist. Ein normales Brötchen kostet hier fast einen Euro, und ein 0,3-Bier 6,50 Euro.
Schließlich kann man also sagen: Werner Sonntag hatte Recht, als er sagte: „Irgendwann musst du nach Biel!“ Man sollte sich zwar auf ein lange und anstrengendes Training einstellen, aber wer gut vorbereitet ist und das Abenteuer liebt, der ist hier sicher nicht verkehrt!
Wir gratulieren Matthias zu diesem gelungenen Ultra, und wünschen gute Erholung!