Verena schreibt einen Laufbericht zum Marathon in Chemnitz:
Margret Knigge vom TV Witzhelden hatte eine Laufreise nach Chemnitz mit vielen Extras organisiert.
Los ging es am Freitagmorgen, den 16.5.2025 um 9:00 Uhr früh ab Leverkusen im Bus mit 38 Teilnehmern. Nach einer Mittagspause in Kirchheim, die ich mit einigen anderen zu einem Spaziergang durch den idyllischen Ort nutzte, ging es zügig weiter nach Chemnitz, wo wir im City Hotel Quartier bezogen. Nach einem von drei organisierten Abendessen ging es am nächsten Morgen zur geführten Stadtrundfahrt per Bus und anschließend zu Fuß, bis wir in der Stadthalle unsere Startunterlagen abholten. Ein durchsichtiger (!) Plastikbeutel sollte am nächsten Morgen mit unseren Wechselklamotten bestückt vor dem Marathon abgegeben werden. Dazu gab es ein ausführliches Veranstaltungsmagazin. Die Zeitmessung wurde von Davengo durchgeführt – ein inzwischen überholtes Verfahren, bei dem ein Chip am Fuß durch die Schnürung geführt wird.
Am Marathonsonntag, den 18.5., klingelte der Wecker um 6:00 Uhr. Ein kleines Frühstück, dann ging es mit dem Bus bis zur ‘Zentralhaltestelle‘ und weiter zu Fuß zum Rathaus. Der Ort für die Kleiderbeutelabgabe war kurzfristig geändert worden, wie ich vor Ort erfuhr. Unsere Beutel wurden einzeln in neue Beutel umgepackt und mit neuen Nummern versehen, deren Pendant auf die Startnummer geklebt wurde. Obwohl mit großem Zeitfenster vor Ort, wurde es schließlich doch knapp für mich, pünktlich um 9:00 Uhr zum Start auf dem Neumarkt zu kommen, da die Toiletten nicht ausgeschildert waren und das Gedränge vor dem Start groß war. Einzelstarter und Staffelläufer starteten gemeinsam. Eine Sortierung nach Blöcken war angeblich vorgesehen, aber für mich nicht erkenntlich. Dafür gab es Brems- und Zugläufer. Die Zielzeit von 6 Stunden war mehrfach rauf und wieder runter gesetzt worden.
„We will rock you“ ertönte, dann ging es pünktlich los. Die Strecke bestand aus zwei Halbmarathonrunden. Auf den breiten Straßen Richtung Süden konnte ich schnell mein eigenes Tempo finden. Vorbei an einem eisernen Viadukt ging es kurz vor km 4 entlang der Chemnitz, dem Fluss, der insgesamt fünfmal zu überqueren war. Es folgten 8 km durch den Stadtpark, dessen Bäume Schutz vor dem auflebenden Wind und der Sonne spendeten. Einige Zuschauer feuerten uns an, Fahnenschwenker beeindruckten uns, auch ertönte immer wieder Musik. Pro Halbmarathonstrecke gab es 4 Verpflegungspunkte mit Wasser und Bananenstückchen, dazwischen alle 3 km jeweils Wasser; mitunter wurde auch Cola angeboten, aber leider keine isotonischen Getränke. Bei km 10 erreichten wir wieder die Innenstadt mit ihrem Kopfsteinpflaster. Wir umkurvten das alte Rathaus und die viel ältere St. Jacobi-Kirche. Bei km 12,5 begann die Umrundung des idyllischen Schlossteichs, bevor der härteste Teil der Strecke zu bewältigen war: Der Schlossberg mit seinen steilen 40 Höhenmetern. Hier standen die Zuschauer dicht an dicht und feuerten uns an, es wurden sogar Kuhglocken geläutet. Auf den Asphalt hatte jemand: ‚Kämpfen, kämpfen, kämpfen‘ gemalt.
Oben angekommen bemühte ich mich, wieder in mein normales Lauftempo zu kommen. Bis km 16 liefen wir durch den Schatten spendenden Küchwaldpark, dann folgte bei km 17 der Wendepunkt nach Süden und kurz danach ein Highlight der Strecke: Die bunte Esse am Heizkraftwerk Nord, das höchste Gebäude der Stadt.
Bei km 19 ging es wieder kurz am Schlossteich vorbei und weiter Richtung Innenstadt. Das Theater und der Nischel, das Wahrzeichen der Stadt, wurden passiert. Es handelt sich um eine 40 Tonnen schwere Plastik mit dem Kopf von Karl Marx, nach dem Chemnitz von 1953 bis 1990 benannt wurde.
Rechter Hand war dann noch der ‚rote Turm‘ zu sehen, das älteste erhaltene Gebäude und Teil der Stadtbefestigung, bevor es auf die zweite Runde ging.
In der Sonne wurde es warm, aber an ungeschützten Stellen blies der Wind heftig. Zweimal ging ein kurzer Schauer nieder. Das Feld war jetzt so weit auseinandergezogen, dass ich weite Strecken fast alleine lief, bis mich die ersten Halbmarathonis einholten, die um 12:15 Uhr gestartet waren. (Angeboten wurde auch die Viertelmarathonstrecke.) Nachdem die drei Führungsräder mit den Spitzenläufern vorbei waren, kam die große Masse, die mich zwang, mitzulaufen. So kam es, dass ich schon nach 5:34:57 h Nettozeit die Ziellinie bei meinem dritten Marathon in 2025 in persönlicher Jahresbestzeit überquerte. Ich bekam die Medaille mit – natürlich – dem Bild des Nischel umgehängt, sowie als Zielverpflegung Wasser und einen kleinen Apfel.
Zitternd vor Kälte holte ich so schnell wie möglich meinen Kleidersack ab, um mich in einem Garderobenzelt umzuziehen. Auf die Dusche verzichtete ich, da die dafür vorgesehene Richard Hartmann Halle weiter weg und nicht ausgeschildert war.
Gemeldet waren mehr als 8000 Teilnehmer über Viertelmarathon, Halbmarathon, Marathon und als Staffel. Es finishten 1.045 Läufer den Marathon.
Es siegte übrigens ein Kölner: Luis Pusewey in 2:34:20 h.
Verwirrung gab es, als ich in der ‘vorläufigen‘ Ergebnisliste als erste in meiner Altersklasse erschien und Stunden später als zweite. So wie mir erging es vielen, wie ich erfuhr.
Ich wartete noch den nächsten heftigen Schauer ab, dann begab ich mich zum Hotel und unter die warme Dusche. Abends folgte wieder ein gemeinsames Abendessen mit regem Gedankenaustausch.
Am nächsten Morgen brachte uns der Bus nach einer Pause in Kassel mit einer geführten Besichtigung des Bergparks Wilhelmhöhe zurück nach Leverkusen.
Fazit:
Manches kann man noch verbessern, aber im Großen und Ganzen ist der Restart des Chemnitz Marathons nach der jahrelangen Pause geglückt. Die Stadt selbst hat mich mit ihren vielen Grünflächen beeindruckt. Offenbar hat man viel investiert, um Kulturhauptstadt zu werden.